Gemeinsame Presseerklärung: Bauen ist ein archaischer Prozess

Ülker Radziwill

Wahlbezirk: 
Charlottenburg-Wilmersdorf
Sprecherin für Bürgerschaftliches Engagement

15.01.2016 | In der heutigen Sitzung des Untersuchungsausschusses Staatsoper wurden der Architekt Klaus Roth, der Architekt Christian Flintrop und die Senatsbaudirektorin Regula Lüscher befragt. Im Mittelpunkt der Befragung standen der im Jahr 2008 abgebrochene Gestaltungswettbewerb, das Festhalten am Eröffnungstermin der Staatsoper 2013, die Bauprobleme bei der Sanierung der Staatsoper und die Bauausführung.

Die Sprecherin der SPD-Fraktion im Ausschuss, Ülker Radziwill, und der Sprecher der CDU-Fraktion, Matthias Brauner, erklären hierzu:

„Der Zeuge Architekt Klaus Roth gab heute vor dem Ausschuss seine Eindrücke im Zusammenhang mit dem Gestaltungswettbewerb aus dem Jahr 2008 wieder. Der Zeuge sagte vor dem Ausschuss, dass es in der Öffentlichkeit eine Mehrheit gegen seinen modernen Entwurf gab. Diesen Eindruck, den der Zeuge schilderte, bestätigte auch eine Forsa-Umfrage aus dem Jahr 2008, wonach die Mehrheit der Berliner für eine historische Gestaltung war. Weiter sagte er, er wollte mit seinem Entwurf etwas eigenes Schaffen. Insgesamt entstand der Eindruck, dass der Zeuge die Vernehmung vor dem Ausschuss für die Verteidigung seines Entwurfes nutzen wollte.

Der Zeuge Christian Flintrop gab heute einen Einblick in die spätere (sehr komplexe) Baudurchführung. Der Zeuge beschrieb das Bauen als einen archaischen Prozess. Weiter berichtete der Zeuge im Ausschuss, dass der Bau aus der damaligen Perspektive sich als alternativlos darstellt. Denn ein Abbruch hätte massive Forderungen der am Bau beteiligten Firmen nach sich gezogen. Er meinte auch, dass die Projektstruktur in Anbetracht der Größe des Projektes nicht angemessen war. Hinsichtlich der Baugrundprobleme sagte der Zeuge, es habe ein sehr ausführliches Baugrundgutachten gegeben. Keiner der Beteiligten, so der Zeuge, hätte die Baugrundprobleme vorhersehen können.

Ebenfalls wurde heute die Senatsbaudirektorin Regula Lüscher im Ausschuss befragt. Sie machte zu Beginn die verschiedenen Spannungsfelder des Projektes sehr anschaulich deutlich. Ebenso stellte sie dar, dass das Wettbewerbsverfahren essentiell zur Klärung der Sanierungskonzeption war. Die Zeugin schilderte dem Ausschuss, dass sie im August 2008 der Senatskanzlei vorschlug den ursprünglichen Baubeginn im Jahr 2010 um ein Jahr zu verschieben. Daraufhin sei die Bausenatorin in die Senatskanzlei eingeladen worden. Anschließend wurde die Zeugin von der damaligen Bausenatorin darüber in Kenntnis gesetzt, dass eine Terminverschiebung seitens der Senatskanzlei nicht akzeptiert wurde. Vielmehr sollten kreative Lösungen gefunden werden, um den Terminplan einzuhalten. Aus der Sicht der Zeugin stellte sich das Festhalten am ursprünglichen Baubeginn 2010 kritisch dar. Die Zeugin räumte indes ein, dass es der Bauverwaltung allen Anschein nach nicht gelungen sei, auf die Projektrisiken aufgrund des Fehlens von Zeitpuffern zu verdeutlichen. Ausdrücklich betonte die Zeugin, dass es unter ihrer Führung immer wieder zu Einsparungen kam und versucht wurde den Kostendeckel zu halten. Die Zeugin erklärte, dass der Wechsel des Projektsteuerers 2012 ein positiver Wendepunkt war, da ab diesen Zeitpunkt ein von ihr gefordertes Kostenmanagement etabliert worden ist. Schließlich erklärte die Zeugin, dass die Baustelle seit 2014 in einem ruhigen Fahrwasser sei.“

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