Dr. Ina Czyborra
18.03.2016 | Am 19. März 2016 ist Equal Pay Day: Frauen verdienen nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im Schnitt 21,6 Prozent weniger als Männer. Wird dieser Prozentwert in Tage umgerechnet, arbeiten Frauen 79 Tage, vom 1. Januar bis zum 19. März 2016, umsonst. Oder anders ausgedrückt: Am 19. März 2016 haben Frauen so viel verdient wie Männer schon am 31. Dezember 2015. Dazu erklären die frauenpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, Dr. Ina Czyborra, und die arbeitsmarktpolitische Sprecherin, Burgunde Grosse:
Ina Czyborra: „Gleich welcher Datensatz zur Analyse der Erwerbseinkommen herangezogen wird, liegt das Einkommen von Frauen mindestens 20 Prozent unter dem von Männern. In Berlin hat sich der so genannte Gender Pay Gap um etwa 2 Prozent verringert und liegt derzeit bei 12,9 Prozent. Dabei sind die Einkommensunterschiede in höheren Gehaltsgruppen weitaus größer als in den unteren mit geringeren Verdiensten.
Die Lohnlücke schließt sich trotz aller Bemühungen nur sehr langsam, weil sich hartnäckig Stereotype und Vorurteile halten und Frauen und Männern verschiedene Rollen mit unterschiedlichen Eigenschaften und Aufgaben zugewiesen werden. Wir brauchen dringend eine gesetzliche Regelung auf Bundesebene, um geschlechtsspezifische diskriminierende Gehaltsstrukturen transparent zu machen und aufzubrechen. Dass solch ein Ansatz funktioniert, beweist das Berliner Landesgleichstellungsgesetz und seine Erfolge in 25 Jahren. Mit diesem Gesetz kommt die berufliche Gleichstellung von Frauen und Männern im Land Berlin weiter voran. Frauen übernehmen inzwischen mehr Verantwortung in Führungspositionen, nachdem sie lange insbesondere bei den höheren Einkommen stark unterrepräsentiert waren.“
Burgunde Grosse: „Mit der Einführung des Mindestlohns sind wir einen wichtigen Schritt vorangekommen, die bestehenden Lohnungerechtigkeiten zwischen Frauen und Männern abzubauen und die Lohnlücke von unten zu schließen. Vom Mindestlohn profitieren nämlich gerade jene Berufsgruppen am meisten, in denen Frauen überproportional vertreten sind, wie der Handel, das Hotel- und Gaststättengewerbe, die Pflege oder das Reinigungsgewerbe. Unser aller Ziel muss es sein, die Wertschätzung für diese Berufe zu erhöhen.
Soziale Dienstleistungen, wie z.B. Erziehung und Pflege, leisten einen grundlegenden Beitrag für das Funktionieren und den Zusammenhalt unserer Gesellschaft. Das sollte auch auf dem Lohnzettel sichtbar werden! Gleichzeitig müssen wir die Berufswahl von tradierten Rollenbildern befreien und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf erleichtern. Nur so kann es uns gelingen, die Lohnlücke auf allen Ebenen zu schließen und unseren Bedarf an Fachkräften in Zukunft zu sichern.“