Mirjam Golm
10.09.2024 | Berlin, 10. September 2024 – In den neuesten Auswertungen zur BIG-Hotline zeigt sich ein differenziertes Bild der hohen Fallzahlen: 78 % der Frauen, die sich im Mai 2024 in akuter Gefahr befanden, konnten nicht sofort auf einen Schutzplatz vermittelt werden. Es muss jedoch beachtet werden, dass in diese Statistik auch Mehrfachanrufe einfließen, da viele Frauen mehrmals pro Tag oder Monat die Hotline kontaktieren, ohne dass dies in den Zahlen gesondert erfasst wird.
Trotz dieser methodischen Besonderheit nehmen wir die Problematik in Berlin sehr ernst, sagt unsere frauen- und gleichstellungspolitischen Mirjam Golm.
Der Schutz von Frauen und Kindern vor Gewalt hat für uns höchste Priorität. Mit dem Landesaktionsplan zur Umsetzung der Istanbul-Konvention arbeiten wir gezielt daran, die Schutz- und Beratungsstrukturen kontinuierlich zu verbessern und den Zugang zu dringend benötigten Schutzplätzen zu erweitern.
Die BIG-Hotline, die seit Februar 2024 rund um die Uhr erreichbar ist, verzeichnete in den letzten Monaten einen deutlichen Anstieg der Anrufzahlen. Diese Zunahme ist auf mehrere Faktoren zurückzuführen, unter anderem auf die längeren Erreichbarkeitszeiten und die verstärkte öffentliche Aufmerksamkeit durch Kampagnen und Berichterstattung. Dennoch steht fest: Es fehlt weiterhin an ausreichend Schutzplätzen und schnellen Vermittlungsmöglichkeiten.
Ein großes Problem ist die lange Verweildauer von Frauen und ihren Kindern in den Schutzunterkünften, bedingt durch die angespannte Lage auf dem Wohnungsmarkt. Diese Situation führt dazu, dass Plätze für neue Betroffene blockiert bleiben. Es ist offensichtlich: Gewaltschutz ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die eine ressortübergreifende Zusammenarbeit erfordert. Gewaltschutz für Frauen muss immer und überall mitgedacht werden. Dabei darf Prävention nicht außer Acht gelassen werden, eine zentrale Forderung der Istanbul-Konvention, der wir uns in Berlin mit dem Landesaktionsplan verpflichtet haben.
Die erschreckend hohe Zahl gewaltbetroffener Frauen zeigt uns jedoch auch, dass wir in Berlin mit dem Landesaktionsplan und den darin enthaltenen 134 Maßnahmen auf dem richtigen Weg sind. Wir müssen weiterhin daran arbeiten, die Situation zu verbessern und sicherstellen, dass jede Frau, die Schutz sucht, diesen auch erhält. Jede von Gewalt betroffene Frau ist eine zu viel, und es ist unsere Aufgabe, dass keine Betroffene ohne Hilfe bleibt.
Wir fordern, dass jede Frau, die sich in akuter Gefahr befindet, ohne Verzögerung Schutz erhält. Der Ausbau der Beratungsangebote, insbesondere für Migrantinnen und für Frauen, die von spezifischen Gewaltformen betroffen sind, muss intensiviert werden. Der Gewaltschutz darf nicht an Kapazitätsgrenzen scheitern.
In den kommenden Wochen werden wir uns gemeinsam mit den Anti-Gewalt-Projekten und weiteren Akteurinnen und Akteuren zusammensetzen, um konkrete Maßnahmen zu priorisieren und den Landesaktionsplan zur Istanbul-Konvention weiter voranzutreiben. Unser Ziel ist klar: Kein Platzmangel darf verhindern, dass Frauen in Berlin die Hilfe erhalten, die sie dringend benötigen.
Wir bleiben an der Seite aller Betroffenen und setzen uns dafür ein, dass Berlin auch in Zukunft Vorreiter beim Schutz von Frauen und Kindern vor Gewalt bleibt.