Gemeinsame Presseerklärung: Bautechnisch war die Staatsoper eine Ruine

Ülker Radziwill

Wahlbezirk: 
Charlottenburg-Wilmersdorf
Sprecherin für Bürgerschaftliches Engagement

04.03.2016 | Mit der heutigen Sitzung nähert sich der Untersuchungsausschuss Staatsoper dem Ende der Zeugenbefragungen. Heute wurden der Bauingenieur Ulrich Schulte, der Architekt Prof. Dr.-Ing. h.c. Hans Günter Merz und Hermann-Josef Pohlmann befragt. Im Mittelpunkt standen die Bausubstanz, das Bedarfsprogramm und der Zuschauerraum der Staatsoper.

Die Sprecherin der SPD-Fraktion im Ausschuss, Ülker Radziwill, und der Sprecher der CDU-Fraktion, Matthias Brauner, erklären hierzu:

„Heute wurde deutlich, wie schlecht der bauliche Zustand der Staatsoper war, der zu Beginn der Sanierungsarbeiten vorgefunden wurde. Der Bauingenieur Ulrich Schulte sagte dem Ausschuss, dass es sich bei dem Gebäude praktisch um eine Ruine gehandelt habe. Eindrucksvoll und detailliert beschrieb er, wie es um dem Zustand des Opernhauses bestellt war. So mussten mehrere tausend Quadratmeter Mauerwerk und Decken mehr ausgetauscht werden als ursprünglich abzusehen war.

Der Zeuge sagte, ein solches Ausmaß an Schäden im Gebäude der Staatsoper sei nicht vorherzusehen gewesen. Laut Zeugen hätten nur mit deutlich umfangreicheren Voruntersuchungen mehr Schäden identifiziert werden können. Wegen des laufenden Opernbetriebes waren weitere Voruntersuchungen vor Baubeginn jedoch nicht möglich.

Weiterhin bestätigte Herr Schulte auch, dass der Fund von Holzpfählen in einer Tiefe von 17 Metern nicht vorhersehbar war, ebenso wie der Fund von alten Wasserrohrleitungen mitten in einer meterdicken Betonsohle. Diese und weitere Faktoren führten zu erheblichen zusätzlichem Materialaufwand, Neuplanungen, zusätzlichen baubegleitenden Planungsprozessen, Personaleinsatz und damit letztlich Zeit- und Terminüberschreitungen.

Ein solcher Umbau sei wesentlich komplexer als ein Neubau. Baubegleitende Planungsprozesse seien in einem solchen Projekt üblicherweise notwendig. Insgesamt lobte der Zeuge auch die Zusammenarbeit mit der Bauverwaltung als sehr konstruktiv und ergebnisorientiert.

Weiter wurde heute deutlich, dass mit dem Denkmalschutz konstruktiv zusammengearbeitet wurde. Der Architekt Prof. Dr. Hans Günter Merz sagte dem Ausschuss, dass die Erhöhung der Nachhallzeit auf 1,6 Sekunden eine Forderung der Staatsoper war. Diese sei mit der Anhebung der Saaldecke und dem Einbau der Nachhallgalerie unter Berücksichtigung des Denkmalschutzes realisiert worden. Die historische Saaldecke wurde vollständig erhalten. Die Kosten dafür seien relativ gering. Zudem wurde auch klar, dass der historische Zuschauersaal grundsätzlich erhalten bleibt. Weiter bestätigte der Zeuge auch, dass das Bedarfsprogramm überwiegend eingehalten wurde.“

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